Also das Homosexualität und auch Pädophilie in irgendeiner Form mit der DNA zusammenhängen glaube ich auch nicht, dass ist ein wirkliche altes Klischee, aus Unwissenheit geboren. Ich denke es kommt wirklich zu einem sehr großen Teil aus der Sozialisierung, [...]
Eine mühselige, auf der falschen Ebene geführte Debatte.
Ob nun die Ursache von Homosexualität in der Sozialisierung, bei den biologischen Gegebenheiten
oder in einem Hybrid beider Ansätze bestünde, das Resultat bliebe dasselbe: ein kausales Schema.
Denn den drei Ansätzen ist die Suche nach eben einem kausalen Ablauf
und der jeweiligen Vermittlung der eine Rolle spielenden Faktoren innerhalb des Ablaufs gemein.
Sobald das kausale Schema mitsamt seinen Faktoren und deren Vermittlung offen gelegt wurde,
ist eine Einflussnahme, wie die Reparatur oder Sabotage innerhalb einer vormals noch nicht verstandenen Maschine,
welche magisch erscheinen musste, denkbar.
Und ist es erst einmal denkbar, gibt der so geöffnete Denkraum auch Möglichkeiten her,
wie es mit genügend technischem Eifer umgesetzt werden kann, sodass es möglich wird.
Dasjenige, was dieses Ergebnis, einerlei welchen Ansatz man für sich verfolgt, produziert,
ist unser Denken. Will man also den dargelegten Schluss vermeiden,
muss man das Koordinatensystem unseres Denkens angehen. Das ist die richtige Ebene.
Er meinte, das die Leute den Diskurs noch markieren müssen, Schwul als schwul darzustellen um eine Abgrenzung zu vollziehen zeigt noch eine Grundhaltung der Ablehnung in den Köpfen.
Ehrlich gesprochen, dasselbe ist der uninteressanteste Aspekt an der Aussage Kyrils. Interessant ist einzig der Einzug der Trennung zwischen Haltung zur jeweiligen Sexualität und Homosexualität als mögliche Instantiierung einer Sexualität.
Der augenscheinliche, normative Aspekt der Aussage wird von dem,
was ich sagte, noch in den Schatten gestellt.
Denn die Frage, die ich stelle, geht gegen die Möglichkeitsbedingungen des Urteils,
dass Homosexualität als Selbstverständlichkeit wahrgenommen werden soll.
Mich kümmert gerade die von Dir erwähnte Praxis des
Selbstverständlichkeit-Zuweisens.
Darin erkenne ich derzeit noch nicht mehr Anwesenheit von Geist,
denn in der ablehnenden Haltung gegenüber Homosexualität.
Mehr scheint sie mir von einem Hordentrieb oder Reflex motiviert zu sein,
der sich genauso wenig um die eigentliche Bedeutung von Homosexualität schert.
Was heißt es, die Homosexualität zu einer Selbstverständlichkeit zu machen?
Welches Verständnis von
Selbstverständlich setzt man im oben genannten Urteil an?
[...] mit anderer Sexualität umzugehen wie mit jemanden der einfach eine andere Haarfarbe als du hast zum Beispiel.
Gehe ich die jeweiligen Verwendungen des Wortes
Selbstverständlichkeit,
freilich in Rücksicht auf das von Dir geäußerte durch,
komme ich letztlich zur Verwendung des Wortes im Sinne von
unwichtig, nicht essentiell,
wobei die Individuation oder Instantiierung als unwichtig, nicht essentiell angesehen wird.
Der Rahmen, die alle Sexualitäten gemeinsame Struktur will mir schließlich scheinen,
meinst Du nicht, wenn Du auf das Beispiel mit den Haaren verweist.
Das Problem nun so vor Augen kann akkurater gefragt werden, was es heißt,
dass etwas das Prädikat
Nicht-essentiell zu zuweisen. Wann erlaubt es sich einem, dies zu sagen?
Es bedarf doch wohl eines Zwecks, um eine derartige Kennzeichnung vorzunehmen,
wobei dies nahtlos in eine Sortierung nach "Essentiell und Non-Essentiell" führt.
Der Zweck selbst ist nichts weiter, denn eine Vorstellung, nach welcher hin gehandelt wird
und die Zuweisung gilt nur im Hinblick auf diesen Zweck.
Was über dieselbe gesagt werden kann, ist derzeit wenig. Einzig kann sie vorerst charakterisiert werden,
dass die Individuationen bedeutungslos sind und allein das Allgemeine, die Struktur, das Abstrakte.
Es herrscht ein Dualismus von allgemeiner Form und konkreter Ausformung vor,
wobei die Ebene der konkreten Ausformung der allgemeinen Struktur nicht favorisiert wird.
Wozu führt die Zuweisung der getanen Ableitungen, die freilich noch weiter ausgebaut werden müssen,
wenn Sie auf die Homosexualität bezogen werden?
Und genau bei dieser Frage erkenne ich etwas Dramatisches.
Keineswegs verstehen wir, was wir dem Individuum antun, wenn wir seine Sexualität derart markieren und
was es bedeutet, es an ein bestimmtes abstraktes Menschenbild anzupassen, weil das Individuum nicht im Fokus steht.
Das Individuum, bei welchem allgemeine Struktur und konkrete Ausformung dasselbe sind, wird nicht berücksichtigt.
Freilich, es mag einem dergestalt vorkommen, dass die jeweilige Sexualität eines Menschen kein essentieller Wesenszug an ihm ist.
Das sie etwas Akzidentielles ist, wie die Farbe einer Kaffeetasse, die im Hinblick auf die Struktur der Kaffeetasse irrelevant ist.
Doch vertrete man dieselbe Ansicht, erführe man, dass ein guter Freund pädophil ist?
Über die Möglichkeitsbedigungen des Urteils und deren Bedeutung in Bezug auf das Individuum und dessen Sexualität wird nicht gesprochen. Und wenn nicht darüber gesprochen wird, inwiefern geistreicher, weniger Herdentrieb denn seine Alternative, die ablehnende Haltung?
Dass ich nach derart langer Zeit keine bessere Antwort anbieten kann,
als nur noch mehr Fragen und waghalsige Ableitungen, bitte ich zu entschuldigen.
Fortan lediglich nach der Modalität der Notwendigkeit.