Vorschau
Auf den letzten Zügen der Kickstarter-Kampagne zu Eiyuden Chronicle gab es nochmal ein Schmankerl: das Spiel wird ein Spin-Off erhalten! Eiyuden Chronicle: Rising wird dabei unabhängig vom Hauptspiel von Natsume-Atari (u.a. Wild Guns Reloaded – nicht zu verwechseln mit Natsume, die für die neueren Harvest-Moon-Spiele zuständig sind) entwickelt und soll noch 2022 erscheinen, also einem Jahr vor dem Hauptspiel. Ein ähnliches Verfahren kennen wir bereits von der Kickstarter-Kampagne zu Bloodstained, dem Castlevania-Nachfolger, welches mit Castlevania: Curse of the Moon ein Jahr vor Veröffentlichung einen Ableger im Castlevania-III-Stil bekam.
Trotz des unabhängigen Entwicklerteams spielt Rising natürlich in der gleichen Welt wie das Hauptspiel und dient als Einfphrung in die Welt von Allraan. Die Geschichte beginnt dabei mehrere Monate vor der des Hauptspiels, als die junge Abenteurerin CJ auf der Suche nach Schätzen im Dorf Neu-Neveah auftaucht. Dort hat sich vor Kurzem nach einem Erdbeben der Eingang zu Ruinen geöffnet, welche ungeahnte Schätze beherbergt. Der Haken: CJ benötigt eine Erkunderlizenz, welche ein kleines Vermögen kostet. Die stellvertretende Bürgermeisterin Isha hat jedoch eine Lösung: die Lizenz kann man auch erwerben, wenn man den Bewohnern der heruntergekommenen Stadt hilft. Und so erledigt CJ Auftrag um Auftrag, um der Lizenz näher zu kommen.
Die Aufgaben beginnen simpel - hier muss man die entlaufene Katze Yum Yum finden. Die meisten Aufgaben sind sehr simpel und beinhalten meist das Finden einer bestimmten Anzahl Ressourcen.
In dem kurzen Ausschnitt (ersten zwei Dungeons bis zum zweiten Boss) zeigt die Geschichte erst einmal ihr grundsätzliches Potential. Die Anzahl an Aufgaben sorgt für einen sehr organischen Fluss der Geschichte. Muss man zunächst die entlaufene Katze eines kleinen Mädchens finden, muss man schon bald tiefer in den dunklen Wald und stärkere Monster besiegen. Die Charaktere wirken dabei allesamt sehr liebevoll ausgearbeitet und vor allem die Hauptcharaktere zeigen schon in den wenigen Stunden Spielzeit ihr Potential. An dieser Stelle bleibt noch offen, ob die Gesamtgeschichte (laut Hersteller ca. 20 Stunden) motivieren kann, wie repetitiv die Aufgaben auf Dauer werden, und wie sich die Handlung ins Hauptspiel einfügt. Man darf jedoch nicht vergessen, dass es sich nur um einen Ableger und noch nicht das Hauptspiel handelt, welches den Fokus mehr auf politische Konflikte setzen wird. Das Spiel macht aber sehr deutlich, dass es einige Geheimnisse aufzudecken gibt.
Die Bosskämpfe sind das Highlight des relativ faden Kampfsystems. Jeder Boss hat dabei ein bestimmtes Angriffsmuster. Ist dies jedoch einmal gelernt, stellen sie keine Herausforderung mehr dar.
Optisch ist das Spiel auf dem ersten Blick grandios. Das Spiel präsentiert sich ausschließlich in der Seitenansicht, was für die Dungeons zweckmäßig ist und die Erkundung in der Stadt auch vereinfacht. Die Sprites der Hauptcharaktere fügen sich wirklich perfekt in die schönen Hintergründe des Spiels ein und wecken in ihren Proportionen Erinnerungen an die ersten beiden Suikoden-Teile – nur glattgebügelter. Die meisten Dorfbewohner wirken jedoch bisher etwas farblos und deutlich weniger detailliert. Auch die Bewegungs- und insbesondere Kampfanimationen wirken noch etwas klobig und ungelenk, die Erkundung der Dungeons wirkt dadurch etwas wenig geschmeidig. Die Preview lief aber sehr rund, Ruckler gab es keine, und das selbst auf meinem Linux-System. Die musikalische Untermalung ist schön, aber ragt weder positiv noch negativ hervor. Eine Sprachausgabe gab es aber leider nicht.
Der Ausbau des Dorfs Neu-Neveah stellt den Mittelpunkt der Geschichte dar. Hilft man den Dorfbewohnern, eröffnen sie Geschäfte und Läden. Die Reise im Dorf und den Dungeons wird dabei durch eine Schnellreisefunktion erleichtert.
Einen großen Teil des Spiels machen die Dungeons aus, in denen man meist Materialien für die Dorfbewohner suchen muss. Braucht eine Figur Holz für den Ausbau seines beschädigten Holzes, geht man in den Wald. Der ist natürlich gefährlicher als der örtliche Stadtwald und Heimat gefährlicher Monster. Hier hat Rising auch direkt seine Schwachstelle: Das Action-RPG ist einfach recht schlecht auf dem Gebiet der Action. Zunächst steuert man nur CJ, die nur springen, angreifen und sprinten kann, was ziemlich unterkomplex ist. Die Gegner sind jedoch meist ohnehin mit so wenig Mühe zu besiegen, dass man nicht mehr braucht. Sobald sich mit Garoo der zweite Charakter anschließt, beginnt es allmählich spannend zu werden. Man kann im Kampf zwischen beiden Charakteren frei zwischen beiden Kämpfern wechseln und somit stärkere Komboangriffe starten. Dabei ergänzen sich die beiden Figuren – CJ als schnelle, aber schwache und Garoo als langsamer, aber starker Angreifer – gut. Mit Isha, die in der Preview nicht spielbar ist, wird noch ein dritter Charakter eingreifen. Man schaltet durch das Verbessern der Ausrüstung auch neue Fähigkeiten frei, wodurch das Kampfsystem eventuell frisch genug bleibt. Persönlich fand ich die Steuerung im Kampf etwas ungewohnt, da jeder Figur genau ein Button zugeteilt ist, und ich öfter mal den falschen Knopf gedrückt habe. Beim Tauschen der Charakter gibt es aber immer eine kurze Verzögerung, wodurch ich dann öfter mal vom Gegner getroffen wurde statt draufgehauen habe. Wahrscheinlich nur eine Gewöhnungssache.
Es treten auch Figuren auf, die man im Hauptspiel wiedersehen wird - wie Squash (links).
Zusammen ergibt sich trotzdem ein paendes Gesamtbild. Es ist unglaublich motivierend, den Dorfbewohnern zu helfen und zu sehen, wie sich die Stadt Stück für Stück aufbaut. Das erinnert sehr an die Hauptquartiere in der Suikoden-Reihe. Durch den Ausbau der Geschäfte kann man auch das Warenangebot erweitern oder neue Fähigkeiten erlangen. Die Dialoge haben allesamt viel Herz und die deutsche Übersetzung ist insgesamt gelungen, wenn man von einigen Merkwürdigkeiten absieht. Diese werden aber hoffentlich auch noch bis zur Veröffentlichung des Spiels behoben.
Eiyuden Chronicle: Rising soll im Laufe von 2022 für alle gängigen Plattformen erscheinen. Mein Ersteindruck ist durchweg positiv, aber nicht ekstatisch. Man wird hier ein solides Spiel kriegen, was Lust auf die Welt von Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes macht, und die Wartezeit aufs Hauptspiel hoffentlich verkürzt.